Keltische Glaubenswelt

Die Kelten benutzten selten die Schrift, obwohl den Druiden die Runen durchaus geläufig waren. Die Druiden lehnten den Gebrauch der Schrift ab. Sie überlieferten ihr Wissen in Recht, Philosophie, Medizin, Theologie, Poesie und Musik ausschließlich mündlich. Die Lehre bestand aus einer großen Anzahl von schwer verständlichen Versen, die in einer zwanzigjährigen Ausbildung auswendig gelernt wurden. Julius Cäsar nahm an, die Druiden hätten den Gebrauch der Schrift deshalb untersagt, "weil sie ihre Lehre nicht unter das Volk bringen wollten". 
Es gibt aber noch eine andere mögliche Erklärung, für ihre Ablehnung der Schrift. Im keltischen Glauben galt alles als fließend, in Bewegung, alles befand sich im ständigen Wandel. So gab es keine wirkliche Trennung zwischen der Hießigen und der Anderen Welt (Autre Monde/Tir Na n'Og). Beide waren gleich wirklich, wenn auch auf verschiedenen Ebenen.
Nachdem jemand gestorben war, trat er in die Andere Welt ein, doch auch dort gab es den Tod, der wieder einen Wechsel in eine andere Andere Welt bedeutete... Nichts kam jemals zum Stillstand.

Nun nahmen die Druiden aber an, "dass Runen, die in Eiben- oder Haselholz geschnitzt wurden, nie mehr getilgt werden konnten."
"Nie mehr getilgt", dies bedeutet einen letztendlichen Stillstand. So wurden die Runen nur für ganz bestimmte und seltene Rituale benutzt. Überlieferungen, die mündlich weitergegeben werden, wandeln sich von Generation zu Generation, sie entwickeln sich mit der Zeit weiter.
Das geschriebene Wort jedoch bleibt - starr und unbeweglich.

Wobei genau dieses unwandelbare Schrifttum uns eine Vielzahl von keltischen Mythen erhalten hat, denn nach der Christianisierung haben die bekehrten Fili (Druiden) aufgeschrieben, was von den alten Überlieferungen noch übrig geblieben war. Als Mönche waren sie nämlich nicht mehr an den magischen Bann gebunden, mit dem man die Schrift belegt hatte.


 

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