Aquarell Nördlich von Tiredachan, wo die Berge steil zum Meer abfallen, befinden sich die Robbenklippen. Davor liegen die reichhaltigsten Fischgründe, so dass viele Fischer mit ihren kleinen Booten jede Nacht dorthin rudern. Mit dem Morgenlicht kehren sie in den heimischen Hafen zurück. Der große Jarub, ein Felsen, dem die Natur mehrere Gesichter verliehen hat, wird zugleich gefürchtet und angebetet. Die alte Religion verehrt ihn als heilig und als Schützer der Fischer, der jede Bedrohung sieht und den Hörenden warnt. Die neue Religion der samechtinischen Eindringlinge verdammt ihn als Teufelswerk. Wenn der Wind an manchen Tagen in die tiefen
Höhlen pfeift, ertönt ein summender Klang, als würden Frauen
ein Klagelied singen. Deshalb setzen die neuen Herrscher aus Samechta zum
Tode verurteilte Frauen an diesem Felsen aus. Dort sollen sie verhungern
oder von Stürmen ins Meer gezerrt werden. Zum Glück gibt es in
Tiredachan immer noch eine Widerstandsbewegung, die im Verborgenen agiert
und so manche heimlich rettet.
(c) Karin Sittenauer
2002
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