Amadeus Firgau, geb.
1943, hat Germanistik und Anglistik in Tübingen und West-Berlin studiert
und war/ist Lehrer an einem Gymnasium.
Sorla Flusskind
Ein fantastischer
Roman
Broschiert - 307 Seiten
Verlag Stendel, Waiblingen
Erscheinungsdatum: 01/1991
ISBN: 3-926789-04-2
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Sorla Flusskind
Prinz Tok-aglur hat
nur ein Ziel: er muss den Schlüssel zur Schatzkammer von Batiflim
finden, eher darf er nicht nach Hause zurückkehren. Ausgerechnet Oltop,
der Kahle, nennt jetzt den Schlüssel sein eigen und Oltop bestiehlt
man nicht. Als Tok-aglur es versucht, wird er verletzt und gefangen genommen.
Taina, eine junge Frau mit Elfenblut in den Adern, hilft ihm zu fliehen.
Gemeinsam wandern sie den Gnomfluss hinauf und Taina weiß: Tok-aglur
ist ihr Mann, mit ihm wird sie ihr Leben verbringen.
Als sie am Morgen aufwacht,
ist er verschwunden. In ihrer Heimatstadt wird sie als Verräterin
verjagt und in der Wildnis von den grausamen Chrebil verfolgt. Die
einzige, die ihr hilft, ist das Flusstrollweibchen Squompahin-laschre.
Doch dafür muss Taina versprechen, dass Laschre ihr Baby bekommt,
wenn dieses geboren ist.
So kommt es, dass Sorle-a-glach
(der selbst lieber Sorla genannt wird) am Fluss aufwächst und keine
Menschen kennt. Er ist ein Meister im Fischefangen und weiß, wie
man in der Wildnis überlebt. Als er neun Jahre alt ist, schickt Laschre
ihn zu den Gnomen, damit er dort lernt, was sie ihm nicht beibringen kann.
Im Pelkoll, dem Zuhause der Gnome, gerät er auf der Suche nach Antworten
in gefährliche Abenteuer.
„Sorla Flusskind“ ist
ein fantastisches und fantasievolles Buch. Auf knapp 300 Seiten wird der
Leser in eine andere Welt entführt, die trotz der fremden Wesen erfreulich
real erscheint. Die Gefühle und Charaktere der handelnden Personen
werden glaubhaft ausgeführt. Neugierde, Angst, Freude und Wissbegier
des Menschenkindes sind nachvollziehbar und sein ganzes Wesen liebenswert.
Sorla ist Fremdem gegenüber aufgeschlossener als die Gnome, deren
Weltbild seit Jahrhunderten die gleichen Feinde kennt. Dafür bleiben
ihm die tiefen Mysterien der Gnomwelt letztendlich verborgen.
Als ich das Buch zum
ersten Mal gelesen hatte, war ich ein wenig enttäuscht, weil bei Sorlas
Besuch in den tiefsten, verbotenen Höhlen des Pelkoll so viele Fragen
unbeantwortet geblieben sind. Beim zweiten Lesen empfand ich dies nicht
mehr so. Die für sein Leben wichtigen Fragen wurden beantwortet. Er
lernt, dass Freundschaft wichtiger ist als das eigene Überleben und
handelt danach.
In diesem Buch gibt
es viele fantastische Elemente, Sorlas Gnomfreund beispielsweise kann sich
in verschiedene Gestalten verwandeln – was nicht immer gelingt. Jeder Gnom
hat einen Glygi, einen Gnomstein, der besondere Fähigkeiten hat und
nie verloren gehen kann. Das sind so liebevolle Elemente, denen gegenüber
die Grausamkeit der Chrebil und die Hartherzigkeit manch anderer Personen
stehen. In diesem Buch wird auf fantastische Weise das wirkliche Leben
beschrieben.
Der gewagte Einstieg
in das Buch, in dem zuerst Oltop, dann Tok-aglur und schließlich
Taina als Hauptpersonen vorkommen, bevor man schließlich Sorla begleiten
darf, ist durchaus gelungen. Es bleibt immer eine Sympathie Tok-aglur und
Taina gegenüber und die Frage, was aus ihenen geworden ist beschäftigt
den Leser ebenso, wie Sorla, der gerne seine Eltern kennen würde.
Für mich war es
eine Freude, diesen Roman zu lesen. Auch die Illustrationen zu beginn jedes
Kapitels von Michael Soder haben zum rundum gelungenen Buch beigetragen.
Ich bin gespannt, wie es mit Sorla weitergeht, was er auf dem Weg in die
Menschenwelt erleben wird und freue mich auf den zweiten Band.
© Karin Sittenauer
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