Amadeus Firgau, geb.
1943, hat Germanistik und Anglistik in Tübingen und West-Berlin studiert
und war/ist Lehrer an einem Gymnasium.
Sorla Schlangenei
Ein fantastischer
Roman
Broschiert - 353 Seiten
Verlag Stendel, Waiblingen
Erscheinungsdatum: Oktober 1995
ISBN: 3-926789-10-7
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Sorla Schlangenei
Sorla, der am Ende
des Vorgängerbuches „Sorla Flusskind“ die Gnome verlassen hat, ist
alleine im Wald unterwegs. Er will die Siedlung Stutenhof erreichen, denn
dort lebte einst seine Mutter und vielleicht findet er Hinweise, wo er
sie finden kann. Plötzlich hat er einen Knüppel zwischen den
Füßen und stolpert, eine hässliche Frau steht über
ihm. Es ist die alte Hexe Markreske. Der Knüppel ist verzaubert und
prügelt den Jungen, bis er Markreske gehorcht und mit in ihre Hütte
kommt. Dort gibt es keine Fluchtmöglichkeit, alles scheint ausweglos
und düster. Ein Jahr muss Sorla für die Alte putzen und arbeiten,
bis er endlich fliehen kann. Von ihr und einem Ungeheuer verfolgt trifft
er Flasse, den Bogenschützen, der einst schon Sorlas Vater gerettet
hat.
Die beiden beschließen,
nach Neu-Fellmtal zu gehen und den großen Kessel, in dem Sorla den
Fluss hinabgetrieben ist und vor Markreske fliehen konnte, als Dank der
Glücksgöttin Atne zu opfern. Der etwa zwölfjährige
Junge war noch nie in der Stadt und kannte bisher nur wenige Menschen.
So beginnt für ihn eine Zeit, in der er viel lernen muss. Dabei helfen
ihm die Ratschläge, die ihm die große Schlange nachts in seinen
Träumen schickt und eine riesengroße Portion Glück, die
er wohl der Göttin Atne zu verdanken hat.
Wie schon das erste
Buch ist auch dieses faszinierend und spannend. Fantasy von einem deutschen
Autor und als solche wirklich gelungen und etwas besonderes. Die beiden
bisher erschienen Sorla-Bücher sind nicht nach dem gängigen Fantasyschema
gestrickt, sondern immer wieder voller Überraschungen, eigener Götter
und Wesen (z.B. Chrebil), neuer Ideen. Die Welt Sorlas wird vor dem eigenen
Auge sichtbar und bleibt im Gedächtnis, auch wenn das Buch fertig
gelesen ist. Was ich bei „Sorla Schlangenei“ wieder besonders mochte, ist
die Sorgfalt, mit der der Autor die Charaktere der Personen zeichnet, ihre
Gefühle beschreibt und ihre Schicksale miteinander verknüpft,
auch wenn man im ersten Moment nicht damit rechnen würde.
Sorla ist jetzt älter,
als im ersten Buch, und seine Erlebnisse unterscheiden sich etwas vom Vorgängerband.
Während in „Sorla Flusskind“ ein kleines Kind die Welt der Gnome betrachtete
und das Wunder der Freundschaft erfuhr, lebt Sorla hier erstmals unter
Menschen und fragt sich zuweilen, ob er wirklich ein Mensch sein will.
Viele Abenteuer und Gefahren warten auf ihn und die Lösungen sind
keineswegs vorhersehbar, sondern teilweise mit einem Schmunzeln zu beobachten.
Und Sorla gibt nie auf, irgendwann einmal seine Mutter zu finden.
„Sorla Schlangenei“
mit seinen 345 Seiten langweilt keinen Moment. Im Gegenteil, es macht neugierig
auf mehr und hinterlässt den Wunsch auf einen Band 3. Schließlich
ist Sorla am Ende noch nicht erwachsen. Er trägt das Amulett seines
Vaters bei sich und ich persönlich wäre neugierig, was sein Vater
zu einem Sohn sagen würde, denn die Gestalt des Vaters (Tok-aglur),
der inzwischen zu einem Idol der Diebe wurde, ist noch vom ersten Band
vertraut. So warte und hoffe ich auf eine Fortsetzung, die es bisher leider
noch nicht gibt.
Lediglich die Landkarte
fand ich etwas zu ungenau. Immer wieder werden Städte und Gegenden
erwähnt, die man auf der Karte (auch der größeren am Ende
des Buches) nicht findet. Das fand ich etwas schade, denn es hätte
zur besseren Orientierung in Sorlas Welt beigetragen.
Fazit: Das Buch ist
sehr gut geschrieben, die Illustrationen runden die Geschichte hervorragend
ab. Obwohl ich das Vorgängerbuch besser fand (es war einfach liebenswerter geschrieben), ein absolut empfehlenswertes Leseerlebnis.
© Karin Sittenauer
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