Mary H. Herbert wurde
1957 in Ohio geboren. Schon während der Schulzeit und des Studiums
schrieb sie Kurzgeschichten. Bekannt wurde sie als Autorin für die
Drachenlanze. In den USA ist sie bereits eine Bestsellerautorin. Sie lebt
mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Georgia.
Die Tochter der
Zauberin
Mary H. Herbert
Broschiert - 640 Seiten
Heyne, München
Erscheinungsdatum:
November 2003
ISBN: 3-453874-11-0
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Die Tochter der Zauberin
Wie schon das Vorgängerbuch
„Die letzte Zauberin“ besteht auch „Die Tochter der Zauberin“ aus zwei
Büchern. Damit hat der Heyne-Verlag den Lesern sicherlich eine große
Freude bereitet, denn hier hält man einen Schmöker in der Hand,
der wirklich gut unterhält und man muss nicht alle Bücher einzeln
kaufen.
„Die Tochter der Zauberin“
besteht aus den Romanen „Stadt der Zauberer/City of the Sorcerers und „Schwingen
der Magie/Winged Magic“.
Seit dem Vorgängerbuch
sind viele Jahre vergangen. Gabria und Athlone sind die Eltern von vier
Kindern. Die älteste Tochter Kelene ist mit ihren 18 Jahren besonders
schwierig. Seit ihrem Reitunfall, bei dem ihr Fuß verkrüppelt
blieb, will sie weder von Magie noch von den Hunnuli-Pferden etwas wissen.
Sie begehrt gegen alles auf, das ihre Eltern ihr vorschlagen, will keinerlei
Verantwortung übernehmen und auch Sayyeds Sohn Rafnir bringt sie nur
Trotz entgegen.
All dies ändert
sich, als im Buch „Stadt der Zauberer“ durch das Öffnen eines alten
Grabhügels eine Seuche auf der großen Klanversammlung ausbricht.
Zuerst gibt es nur wenige Tote, doch dann breitet sich die unheilbare Seuche
unaufhaltsam aus. Auch Gabrias jüngster Sohn wird infiziert, Sayyeds
Frau Tam liegt im Sterben und dies ist nicht das Ende…
In dieser bedrohlichen
Lage macht sich eine Gruppe Zauberer (darunter Kelene, Sayyed, Rafnir)
auf den Weg in die Stadt der Zauberer. Vielleicht gibt es dort in den Ruinen
noch Aufzeichnungen der längst verstorbenen Heiler. Ein Wettlauf mit
der Zeit beginnt, denn mit jedem Tag, den sie unterwegs sind, sterben mehr
Menschen und ein unheimlicher Geist verfolgt sie und quält sie mit
Illusionszaubern und Albträumen, während in der Stadt der Zauberer
der Korg (ein riesiger steinerner Löwe) wartet und jeden Eindringling
zu töten versucht.
In „Schwingen der Magie“
leben Kelene, Rafnir und Sayyed seit drei Jahren in der Stadt der Zauberer
„Moy Tura“ und bauen diese langsam wieder auf. Trotzdem gibt es noch mehr
Ruinen als instandgesetzte Häuser. Die Klans haben durch die Seuche
zu viele Angehörige verloren, es gibt zu wenige Leute, die beim Aufbau
einer Zaubererstadt helfen könnten. Gerade in dieser Zeit greifen
die Turic aus dem Süden die Klans nahe der Grenze an und morden und
plündern. Deshalb sollen sich am Ratsfelsen die Klanhäuptlinge
und der Shar-Ja (Oberhaupt der Turic) treffen.
Als die Klanmitglieder
am Ratsfelsen ankommen, müssen sie sehen, wie schwach und krank der
Shar-Ja geworden ist. Die meisten Regierungsaufgaben hat er bereits an
seinen ältesten Sohn übergeben. Dieser will keinen Krieg mit
den Klans und beschließt einen Friedensvertrag. Doch noch ehe dieser
unterschrieben werden kann, wird der älteste Sohn getötet – durch
Magie. Nur Abkömmlinge der Klans sind der Magie mächtig. So reist
der Shar-Ja ab. Es wurde kein Frieden geschlossen. Nur der undurchsichtige
Berater des Shar-Ja, Zukhara, wirkt mehr als zufrieden. Und gerade in dieser
Nacht werden Kelene und Gabria mitsamt ihren Hunnuli-Stuten entführt.
Steckt Zukhara dahinter? Als einzige Klanleute mit Turicblut in den Adern
und der Turicsprache mächtig, machen sich Rafnir und Sayyed an die
Verfolgung und schmuggeln sich in den Tross des Shar-Ja.
Mir persönlich
hat „Die Tochter der Zauberin“ besser gefallen als das Vorgängerbuch.
Der Spannungsbogen wird bis zuletzt gehalten, es gibt keine Längen.
Die Autorin hat es sehr geschickt verstanden, neue Charaktere mit den altbekannten
zu verbinden und alle glaubhaft dargestellt. Während man in „Stadt
der Zauberer“ mehr über die Geschichte der Zauberer und der Klans
erfährt, wird man in „Schwingen der Magie“ ein wenig in die Welt und
Bräuche der Turic eingeführt und darf in einem geheimen Canyon
eine wunderschöne Überraschung erleben.
Die Handlungen sind
diesmal weniger vorhersehbar als bei dem Vorgängerbuch. Es ist eine
wunderbare Unterhaltung, spannend, interessant und magisch, die ich wirklich
weiterempfehlen kann.
Ein paar Wermutstropfen
gab es und ich will diese nicht verschweigen: die deutsche Übersetzung
ist voller unnötiger Rechtschreibfehler, auch Fehler wie „seine Mutter“
anstatt „ihre Mutter“ haben sich eingeschlichen. Auch ist es unnötig,
ein Mitglied eines Nomadenvolkes beim Sommertreff auf einem Stuhl sitzen
zu lassen. In späteren Momenten lässt er sich dann auch realistischer
auf Decken, Teppichen und Kissen nieder. Das sind Leichtsinnsfehler, die
den Lesefluss unnötig unterbrechen.
Was mich in „Schwingen
der Magie“ etwas gestört hat, ist der fade Nachgeschmack, der dadurch
entsteht, dass die nordischen Klanmitglieder zu den Wüstenstämmen
im Süden ziehen müssen, um diese durch Krieg vor einem religiösen
Eiferer zu erretten, der das Volk verführt und gegen den sich der
freundliche Shar-Ja nicht selbst erwehren kann. Allerdings will ich hier
der Autorin nicht unterstellen, dass sie damit ein politisches Statement
abgeben wollte, und versuche dies als Handlung des Buches zu sehen – und
als solche wurde es wirklich gut und spannend erzählt. Manchmal möchte
man als Leser den Kopf schütteln, wie oft die Protagonisten etwas
ahnen und doch nie die Konsequenzen daraus ziehen. Würde Kelene zum
Beispiel schon zu Anfang ihrer Familie erzählen, welch bösartige
Hassgefühle von Zukhara ausgehen, dann könnte ihre Familie schneller
und gezielter nach ihr suchen. Aber wie gesagt, das sind nur Kleinigkeiten.
Das Buch ist ansonsten
sehr gut gelungen, liest sich flüssig und spannend und kann als fesselnde
Unterhaltung empfohlen werden.
© Karin Sittenauer
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