Dickinson, Peter


Die Dämonen von Dong Pe
Peter Dickinson
Gebundene Ausgabe - Carlsen 
Erscheinungsdatum: März 2005
ISBN: 3551580936
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Die Dämonen von Dong Pe

China, Ende 19. Jahrhundert.

Mitten in der Nacht wird Theodor wachgerüttelt. Er soll fliehen. Die Missionsstation seines Vaters wird überfallen. Erst nächsten Morgen soll er sich vorsichtig wieder näher schleichen. Wenn dann alles ruhig und friedlich ist, kann er zurückkehren, wenn nicht soll er sich zu einer anderen Mission durchschlagen. Theodor bleibt keine Zeit zu überlegen. Natürlich will er nicht als einziger fliehen, will bei der Gemeinde bleiben, doch es ist ein Befehl, er muss gehorchen. Nächsten Morgen gibt es keine Mission mehr, nur verbrannte Überreste. 

An diesem Tag begegnet Theodor in den Wäldern Mrs. Jones, eine Engländerin, die Spitzen trägt und mit einem Gewehr umgehen kann. Sie ist in Begleitung des Chinesen Lung und einer Gruppe Träger. Theodor, der streng christlich erzogen wurde, zögert zuerst, ob er sich Mrs. Jones anschließen soll. Sie flucht, etwas was Theodor bisher nicht kannte und keineswegs tolerieren kann. Doch was sollte er sonst tun? Die Aufständigen haben auch die Mission, zu der Theodor fliehen sollte, zerstört. So macht er sich mit Mrs. Jones und Lung auf den Weg nach Tibet, um dort Pflanzen zu finden und zu zeichnen. Kaum dort angekommen, bringt man sie ins Kloster von Dong Pe, denn die Zeichen haben gezeigt, dass einer von ihnen der wiedergeborene Lama Tojing Rinpotsche ist, der zukünftige Tulku von Siddha Asara. Selbstverständlich glaubt die resolute Mrs. Jones nicht an diese Geschichte. Theodor, für den die Buddhisten Heiden sind, ebenso wenig. Irgendwie müssen sie einen Weg zur Flucht finden…

Die Dämonen von Dong Pe ist ein historischer Jugendroman, der ins China der Boxeraufstände führt. Die Geschichte wird aus Theodors Perspektive geschildert. Das setzt der Autor sehr konsequent und schön um. Da für den Missionarssohn nur ein Glaube möglich ist, nennt er für sich selbst die Mönche Heiden. Gleichzeitig beobachtet er, wie die offene Mrs. Jones sich auf den neuen Glauben einlässt und darin etwas findet, das ihr das Christentum nicht gegeben hat. 

Dieser Roman wurde mit der Carnegie Medal und dem Children's Whitbread Book Award ausgezeichnet und es ist wirklich ein hervorragendes Buch. Spannend, interessant, mitfühlend und nachvollziehbar wird man als Leser in diese Welt entführt und bekommt einen Einblick in Bräuche, in die Religion und Lebensart. Vor dem inneren Auge wird ein Bild Tibets entworfen, und das ganz nebenbei ohne zu langweilen oder zu lehren.

Drei unterschiedliche Menschen kommen in dieses Kloster in Tibet: die Engländerin Mrs. Jones, der Chinese Lung und der amerikanische Junge Theodor. Und ebenso unterschiedlich wie sie selbst und ihre Lebenswege sind, sind auch ihre Entscheidungen und ihre Ansicht der Dinge. Gleiche Situationen können vollkommen unterschiedlich erlebt werden. Am Ende geht jeder von ihnen reifer einen eigenen Weg.

Ein spannendes, rundum gelungenes und empfehlenswertes Buch. 

© Karin Sittenauer, 2005

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