Wolkenpanther
Kenneth Oppel
Gebundene Ausgabe
- Beltz
Erscheinungsdatum:
Februar 2005
ISBN: 3407809417
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Wolkenpanther
Matt arbeitet als
Kabinensteward auf dem Luxus-Passagier-Zeppelin Aurora. Das hat vor ihm
schon sein Vater getan und vermutlich ist dies (und die Tatsache, dass
Matt in der Luft geboren wurde) der Grund, dass er sich nur in der Luft
wirklich wohl fühlt. Seine Kollegen scherzen, er wäre leichter
als Luft und könnte beinahe fliegen und so kommt es ihm auch vor.
Eines Nachts sichtet er vom Krähennest aus einen Ballon und springt
zur Rettung des verletzten Passagiers hinüber. Ein sehr gefährliches
Unternehmen, doch Matt hat keine Angst, schließlich ist er in der
Luft zu Hause. Bevor der Pilot des Ballons stirbt, fragt er Matt: „Hast
du sie auch gesehen? Sie sind wunderschön!“ Matt weiß
nicht, von was der Sterbende spricht. Vermutlich von Schatten, Wolkengebilden
und Trugbildern, die er für etwas anderes gehalten hat.
Ein Jahr befindet sich
Matt wieder auf der gleichen Route über dem Pazifikus. Mit an Bord
ist Kate, eine aufgeweckte, reiche, junge Frau (einschließlich Anstandsdame),
die sich entgegen herrschender Standesdünkel sofort mit Matt anfreundet.
Sie ist auf der Suche nach „Wolkenpanthern“, jenen geflügelten Säugetieren,
die ihr Großvater in seinem letzten Logbuch so ausführlich beschrieben
hat. Ihr Großvater war der Pilot, den Matt ein Jahr zuvor gerettet
hat. Matt bringt es nicht über sich, ihr geradeheraus zu sagen, dass
er nicht an solche Wesen glaubt und verspricht, ihr zu helfen.
Und dann, dann werden
sie in der Nacht von Piraten (auf einem schnellen, schwarzen, wendigen
Zeppelin) geentert und ausgeraubt. Die Piraten wollen nur Schmuck und Geld,
doch als sie wieder ablegen und weiterfliegen wollen, herrscht bereits
ein Sturm und eine Böe drückt ihren wendigen Zeppelin an die
empfindliche Außenhülle der riesigen Aurora, so dass der Propeller
die Hülle zerfetzt und die Aurora – weit vom Kurs abgetrieben – auf
einer bisher unentdeckten Südseeinsel notlanden muss.
Kate ist darüber
glücklich. Ihrer Meinung nach muss dies die Insel mit den Wolkenpanthern
sein. Zielstrebig macht sie sich auf, die Umgebung zu erkunden. Matt begleitet
sie widerwillig, schließlich kann er sie nicht alleine gehen lassen
und aufhalten kann er sie genauso wenig (sie ist sehr energisch). Doch
sie sind auf der Insel nicht die ersten, und die Bewohner setzen
alles daran, dass ihr Aufenthaltsort nicht verraten werden kann…
Mit „Wolkenpanther“
ist Kenneth Oppel ein Glücksgriff gelungen. Die Gesellschaft in dem
Roman gleicht der europäischen Gesellschaft der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts. Das Luftschiff Aurora könnte genauso gut der
Luxuskreuzer Titanic sein. Dadurch, dass der Autor die Geschichte in eine
fiktive Zeit versetzt, anstatt Schiffen Zeppeline verwendet, sind seine
Möglichkeiten ungleich vielseitiger und er nutzt diese Möglichkeiten.
Die Gesellschaft ist nicht modern, die Sprache und die Wünsche von
Kate und Matt jedoch sind es. Jedes Mädchen und jede Frau kann Kates
Wut mitempfinden, wenn in einem Brief an sie steht:
„Daher möchten
wir Ihnen raten, sich die Aufzeichnungen Ihres Großvaters aus dem
Kopf zu schlagen und sich Aktivitäten zuzuwenden, die den Interessen
einer jungen Dame eher entsprechen.“
Kein Wunder, dass sie
sich nach nichts mehr sehnt, als auszubrechen und auf eigene Faust Entdeckungen
zu machen, um zu beweisen, dass Mädchen mehr können als Sticken
und in der Küche stehen – und es selbstverständlich auch tut.
Kenneth Oppel schafft
es, ohne das gängige Gut-Böse-Schema Spannung aufzubauen. Der
Piratenanführer ist ein liebevoller Vater und dennoch ohne zu zögern
zum Toten bereit. Erfreulich realistisch und phantastisch zugleich.
Das Buch ist sehr interessant,
spannend, vielseitig und überraschend. Ein detaillierter Plan des
Luftschiffs Aurora erleichtert die Orientierung und wertet das Buch zusätzlich
auf.
Fazit: absolut empfehlenswert,
sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene.
© Karin Sittenauer,
2005
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