Alica und die
Dunkle Königin
Bernhard Hennen
Gebundene Ausgabe
- 323 Seiten
Ueberreuter
Erscheinungsdatum:
Juli 2005
ISBN: 3800051575
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Alica und die Dunkle
Königin
Alicas Mutter liegt
im Krankenhaus, ihr Vater ist seit Jahren verschollen und sie selbst steht
am Bahnhof und wartet, dass ihre Großeltern (bei denen sie die Weihnachtsferien
verbringen soll) sie abholen. Es regnet, ist eiskalt und niemand kommt.
So macht sich die Vierzehnjährige zu Fuß auf den Weg, ist bald
völlig durchnässt, verfroren und stinksauer.
Bis sie endlich im
alten Herrenhaus der Großeltern ankommt wird es Nacht, niemand ist
da und kein Licht funktioniert. Mit einer Stalllaterne durchsucht Alica
das Haus. Vielleicht ist ihrem Großvater etwas zugestoßen und
sie muss ihm helfen! Den Großvater findet sie nicht, dafür wird
sie von einem äußerst aggressiven Geisterfalken so erschreckt,
dass sie von der Treppe stürzt und erst später im Bett wieder
aufwacht – von den Großeltern umhegt.
Noch in dieser Nacht
hämmert jemand an ihr Fenster. Sie öffnet und herein springt
die Möwe Schnapper, auf deren Rücken der Heinzelmann Wallerich
(wer „Nebenan“ gelesen hat, kennt die beiden) sitzt. Der Heinzelmann wurde
von Köln in die Eiffel strafversetzt, um den Geisterfalken nach Nebenan
zu bringen. (Dort leben alle Fabelwesen und diejenigen, die es noch nicht
tun, müssen dorthin geschafft werden.) Dabei soll Alica helfen. Mit
einem magischen Ring kann sie sich klein und kleiner zaubern und gemeinsam
mit Wallerich auf Schnapper fliegen. Sie reisen nach Nebenan, um eine Hexe
um Hilfe zu bitten. Der Geisterfalke aber ist so gefährlich, dass
selbst die Hexe ihn fürchten lehrt.
Was hat der Vogel mit
dem jungen Husar zu tun, der Alica im Badezimmer erscheint und sie ganz
offenbar kennt? Um den jungen Husar wiederzusehen und um den Falken zu
erlösen, lässt sich Alica sogar mit der gefährlichen Dunklen
Königin ein. Doch diese hilft niemandem, ohne etwas dafür zu
fordern und Wallerich liegt verletzt im Bett und kann nicht helfen.
Mit „Alica und die
Dunkle Königin“ hat Bernhard Hennen eine wunderschöne, märchenhafte
und fantastische Geschichte geschaffen. Mit Einfühlungsvermögen
und Humor schafft er es, den Leser schon auf den ersten Seiten in den Bann
zu ziehen, so dass es schwer fällt, es wieder wegzulegen. Die Geschichte
wird mit einer Liebesgeschichte verknüpft, die mitfühlen und
mitfiebern lässt.
Sehr erfreulich ist
es, dass hier Fantasy von den überall gezeigten Elfen und Zwergen
abweicht – und dies, obwohl viele historisch bekannten Fabelwesen wie Werwölfe,
Hexen, Geister, Kobolde, Heinzelmänner usw. vorkommen. Dabei sind
sie so erfrischend locker und anders, dass man herzhaft lachen kann. Heinzelmänner
zum Beispiel putzen nicht einfach Wohnungen, sondern kümmern sich
mit Hightechausrüstung wie Computer und Satellitentelefon um das Wohl
der „Langen“, wie sie die Menschen nennen. Dass Alica durch einen Spiegel
in eine andere Welt geht, ist sicherlich eine gewollte Erinnerung an „Alice
im Wunderland“.
Nur beim Ball in der
Vergangenheit störte mich, dass Alica so im Mittelpunkt stehen wollte,
anstatt sich ein wenig zu sorgen, dass jemand ihr Geistsein entdecken könnte.
So perfekt bewegte sie sich in dieser Gestalt wirklich noch nicht. Dass
sie sich dabei hinreißen lässt und mit einem für andere
unsichtbaren Kobold spricht, hätte meiner Meinung nach mehr Konsequenzen
gefordert, als eingetreten sind. Doch das ist Geschmackssache und nur eine
Kleinigkeit in einem ansonsten wunderschönen Roman.
Spannung, Romantik,
Fantasie und Humor verbinden sich zu einer mitreißenden Reise in
die Eifel. Ein gelungenes Fantasy-Jugendbuch.
© Karin Sittenauer,
2005
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