Der Zorn der Kobolde
Hilari Bell
Broschiert - 319 Seiten
dtv, München
Erscheinungsdatum:
Mai 2006
Auflage: 1
ISBN: 3-423-71158-2
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„Der Zorn der Kobolde“
Immer hatte Markennas
Mutter, eine Heckenhexe, den Menschen des Dorfes geholfen, doch jetzt muss
Markenna mitansehen, wie ebendiese Menschen ihre Mutter im See ertränken.
Das liegt am Oberpriester, der alle Formen niederer Magie als böse
erklärt und geächtet hat und an den Priestern, die diesen Glauben
weiterverbreiten. Von nun an hören die Menschen auf, Speisen für
die Kobolde vor die Tür zu stellen, obwohl die Kobolde doch immer
geholfen und den Besitz beschützt haben.
Ebenso wie Markenna
bleibt auch vielen Kobolden nur die Flucht in den Koboldwald. Dort trifft
Markenna mit ihnen zusammen, sie befreunden sich und gemeinsam wehren sie
sich gegen die Verfolgung der Menschen. Doch was sie nicht wissen: die
Menschen wollen sich selbst in dem Wald ansiedeln und werden den Kampf
nicht so leicht aufgeben.
Da schickt der einflussreiche
Priester Lazur den jungen Ritter Tobin in den Wald, um die bedrohliche
Hexe zu finden und zu fangen. Das fällt ihm nicht so leicht, denn
gegen Kobolde und Zauberei hilft ihm wenig, was er als Ritter bisher gelernt
hat. Ihm erschließt sich eine neue Welt, in der er erkennt, dass
nicht alles so ist, wie man ihm beigebracht hat.
Auch Markenna lernt
in ihm einen Menschen kennen, mit dem man reden kann und muss darüber
nachdenken, ob wirklich alle Menschen böse, hinterhältig und
schlecht sind.
Auf „Der Zorn der Kobolde“
bin ich eher durch Zufall gestoßen. Den Kauf habe ich nicht bereut.
Die Geschichte beginnt mit dem eher ruhigen Leben Markennas, die als Kind
mit ihrer Mutter am Rande eines Dorfes lebt und sich in ersten kleinen
Zauberkunststücken übt. Diese Idylle wird jäh zerstört,
als ihre Mutter getötet wird. Auf der Flucht lernt sie den ersten
Kobold kennen. Ein guter, spannender und berührender Anfang.
Fünf Jahre später
ist sie zur Freundin der Kobolde geworden. Diese haben ein Dorf im Wald
gegründet, sind gut organisiert und verjagen jeden Menschen, der sich
dort ansiedeln will.
Die zweite Perspektive
des Romans zeigt den jungen Ritter Tobin. Obwohl er immer ehrenvoll war,
wird ihm die Ritterehre abgesprochen, weil er seinen Bruder nicht verrät.
Man gibt ihm nur eine Möglichkeit, wieder dazuzugehören und die
Liebe seines Vaters wiederzuerlangen: er muss in den fernen Koboldwald
und die inzwischen als gefährliche Hexe geltende Markenna fangen.
In beide Charaktere
konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Die Kobolde sind einfach wunderbar
einfallsreich und witzig, voller Liebe und Freundschaft. Der 319-Seiten
Roman ist witzig, spannend, anrührend. Die vielen Kleinigkeiten, wie
das Leben mit verschiedensten Arten von Kobolden funktioniert, sind einfach
schön. Die Gespräche zwischen Markenna und Tobin fand ich auch
sehr gut geschrieben; gefühl- und humorvoll. Hin und wieder gab es
dabei kleine Brüche in der Perspektive. Diese fallen aber nicht wirklich
so sehr ins Gewicht, um das Buch abzuwerten.
Schöne, unterhaltende,
erfrischend andere Lektüre. Endlich einmal keine Fantasy, in der stereotype
Helden das wahrhaft Böse vernichten müssen, sondern Charaktere,
die vielschichtig und interessant sind. Sowohl für Jugendliche, als
auch Erwachsene, egal welchen Geschlechts, absolut empfehlenswert.
© Karin Sittenauer,
2006
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