Isola
Isabel Abedi
Gebundene Ausgabe: 324 Seiten
Arena-Verlag, Würzburg (2007)
ISBN-10: 3401060481
ISBN-13: 978-3401060484
|
|
„Isola“
Zwölf
Jugendliche reisen auf eine einsame Insel vor der
Küste Brasiliens. Für jeden von ihnen ist das ein
großes Glück, wurden sie doch
ausgewählt, drei Wochen zusammen auf der Insel zu verbringen – als
Darsteller
eines Films. Überall auf der Insel sind Kameras versteckt, der
Regisseur ist
auf einer Nachbarinsel und wird sich nicht einmischen. Die zwölf
Jugendlichen
wissen nichts voneinander, geben sich neue Namen und entscheiden
selbst, wie
viel von sich sie den anderen erzählen wollen.
Eine von
ihnen ist Vera, eine Siebzehnjährige, die als Kind
von einer deutschen Familie adoptiert wurde. Ihre ursprüngliche
Heimat ist Brasilien
und deshalb wollte sie an diesem Projekt teilnehmen: Wenn es beendet
ist, wird
sie volljährig sein und ihre richtige Familie suchen.
Schon
bei der Ankunft ist Vera von der Schönheit dieser
Insel überwältigt. Gleichzeitig fühlt sie die
Beklemmung, immer und überall
beobachtet und gefilmt zu werden. So bleibt sie schweigsam, um nicht zu
viel
preiszugeben. Langsam lernen sich die Jugendlichen kennen. Zwölf
vollkommen
unterschiedliche Typen, wie der Besetzer dieses Films es wollte: z.B.
die
aufmerksame Moon, der impulsive Joker, der geheimnisvolle Solo und die
aufreizende Darling. Jeder einzelne von ihnen ist glaubwürdig
dargestellt.
Dann
entdecken sie in der Küche die Aufforderung zu einem
Spiel, von dem man ihnen vorher nichts gesagt hatte: es gibt zwölf
Karten. Elf
Mitspieler ziehen eine Opfer-Karte, einer die Mörder-Karte. Der
Mörder muss die
Opfer am Handgelenk nehmen und in ein Versteck bringen, wo sie abgeholt
und
zurück nach Deutschland gebracht werden. Gewonnen hat, wer am Ende
übrig ist. –
Wer nicht mitspielt, wird sofort von der Insel geholt.
Zwangsläufig
lassen sich die Jugendlichen auf das Spiel ein.
Noch in der selben Nacht verschwindet das erste Opfer. Misstrauen
herrscht von
nun an zwischen allen und es ist nicht mehr viel von der Inselidylle
übrig. –
Dann liegt am Strand eine Leiche. Wer ist der Mörder?
Und
niemand kommt zu Hilfe! Die Jugendlichen sind ganz
allein auf sich gestellt. Wo bleibt der Regisseur? Er muss den Mord
doch
gesehen haben. Weshalb hilft er nicht?
Isabel
Abedi versteht es, vielschichtige Charaktere
aufzubauen und dem Leser nahe zu bringen. Auch in Isola gelingt ihr
das, man
fühlt sich sehr schnell der erzählenden Vera nahe. Und ebenso
wie sie spürt man
die Bedrückung und steigende Bedrohung. Gleichzeitig ist sie
verwirrt,
schließlich fühlt sie etwas für den verschlossenen
Solo. Nur, kann sie ihre
Gefühle zeigen? Wer ist er? Wem kann sie trauen? Im Laufe des
Buches überwindet
sie ihre Zurückhaltung und geht mutig ihren Weg, auch wenn sie
ahnt, welche
Gefahren sie damit eingeht und es sie das Leben kosten kann.
Eine
schöne Erzählsprache.
Überraschende
Wendungen halten die Spannung das ganze Buch
über aufrecht. Geschickt führt einen die Autorin auf
Fährten, die sich als
falsch herausstellen und auch das Ende ist überraschend und
tragisch. Das
versteht die Autorin meisterhaft, wie man schon an ihrem Roman
„Whisper“
feststellen konnte.
Das
aktuelle Thema der Reallity-Soap wurde hier sehr
interessant und gut umgesetzt. Es bildet die Rahmenhandlung, in der
durch ein
publikumswirksames Spiel und ein Verbrechen alles außer Kontrolle
gerät.
Spannend,
einfühlsam und überraschend. Ein durchaus
gelungenes Buch in wunderschöner Hardcover-Aufmachung, mit
Lesebändchen und Einband.
© Karin Sittenauer
|