Pat O'Shea wurde 1931
in Galway, in Irlands Westen, geboren. Mit sechzehn Jahren ging sie nach
England, um als Buchhändlerin zu arbeiten. Nebenbei schrieb sie Stücke
für Theater und Fernsehen. An ihrem ersten und bisher einzigen Roman:
"Die Meute der Morrigan" arbeitete sie dreizehn Jahre.
Die Meute der
Morrigan
Broschiert - 543 Seiten
Dtv - 10,00 EUR
Erscheinungsdatum:
2001
ISBN: 3423706546
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Die Meute der Mórrígan
In einem Antiquariat
in Galway entdeckt der zehnjährige Pidge ein altes Bündel Papier.
Irgendwie spürt er, dass es für ihn bestimmt ist und nimmt es
mit sich. Als er es zu Hause öffnet, befreit er, ohne es zu wissen,
die böse Schlange Olc-Glas. Damit gerät die gesamte irische Götterwelt
in Bewegung, denn Morrigan, die Göttin des Krieges und alles Schlechten,
macht sich auf den Weg, um Olc-Glas in ihre Hände zu bringen. Sollte
es ihr gelingen, die Schlange zu verschlingen, würde sie ihre frühere
Kraft zurück erlangen und könnte wieder Bosheit in die Herzen
der gesamten Schöpfung pflanzen.
Das ruft den guten
Gott Dagda, denn Olc-Glas muss vernichtet werden. Dazu müssen Pidge
und seine kleine Schwester Brigit einen der drei Steine finden, auf denen
jeweils ein Blutstropfen der Morrigan ist.
Von nun an unterstützt
Dagda die zwei Kinder. Sprechende Tiere und Fabelwesen, Druiden und alte
Helden helfen dabei. Von Morrigans Hundemeute gejagt gelangen die Kinder
nach Tir-na-nOg, der Anderen Welt, in der überall Märchenhaftes
und Wunderbares geschieht. Am Ende, als der blutige Stein endlich gefunden
ist, kommt es zu einer großen Schlacht zwischen Gut und Böse.
Dieses märchenhafte
Buch ist in der irischen Sagenwelt angesiedelt und genauso sagenhaft ist
es geschrieben. Allein die Gespräche mit dem kleinen Frosch Puddeneen
Whelan sind es wert, das Buch zu lesen. Vor allem wenn die kleine Brigit
sich mit Tieren unterhält („Du hast großartige Ohren, Serena.
Ich wünschte, ich hätte auch solche Ohren.“) oder schimpft, dass
ihr die böse Morrigan und ihre bösen Helfer schnurzpiepegal sind,
ist es zauberhaft erfrischend.
Was ich auch besonders
mochte, waren die Gespräche von Morrigan und ihren beiden Freundinnen
Breda Ekelschön und Melody Mondlicht. Wenn die drei Frauen - die im
Grunde nur die drei verschiedenen Seiten des einen Bösen sind – sich
so richtig ärgern, richten sie irgendwo ein winzig kleines Unheil
an, wie etwa eine gehässige Verwünschung und sind dann von Sinnen
vor Genugtuung.
Nichts bleibt ohne
Konsequenz: das Retten eines halb vertrockneten Regenwurms oder Brigits
Jo-Jo-Spielen mit einer Spinne haben spätere Auswirkungen und entscheiden
über die weitere Geschichte, über Bestehen oder Scheitern des
Abenteuers.
Lediglich in der Mitte
des Buches hatte ich einmal das Gefühl, dass die Spannung etwas nachlässt.
Den Kindern wurde immer geholfen, märchenhaft und schön. Doch
ein klein wenig habe ich mich irgendwann darauf verlassen und konnte nicht
mehr diese Furcht empfinden, die einen Spannungsbogen hält. Es war
zu stetig, dass immer von irgendwoher Hilfe auftauchte.
Dennoch kann ich dieses
Buch wärmstens empfehlen, denn der Detailreichtum, mit dem Szenen
ausgeschmückt sind, ist liebenswert. Der zweiseitige Prolog hat die
Qualität von wahrer Literatur. Ich könnte ihn immer wieder lesen.
Die Fabelwesen und Tiere sind ebenso erfrischend und gerade die Bösen
machen einen oft Lachen. Die Dialoge sind tiefsinnig und dennoch voller
Humor. Hier hat eine irische Autorin in schönster irischer Tradition
die Sagenwelt ihres Landes wiederbelebt. Wer also irische Sagen mag, wird
auch dieses Buch genießen. Kein Hetzen von einer Action in die nächste,
wie es heute oft üblich ist.
Pat O’Shea hat an diesem
Buch dreizehn Jahre gearbeitet und dies erkennt man an der Qualität
des Geschriebenen. Hier gibt es keine schnelle Massenkost, sondern Fantasie
und Lebensmut, Humor und Vertrauen. Leider ist es mit 541 Seiten ein wenig
zu lange, um es Kindern vorzulesen. Dennoch bin ich sicher, dass gerade
Kinder die liebenswerten Helden und lustigen Bösen lieben würden.
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