Isau, Ralf


Ralf Isau wurde 1956 in Berlin-Tempelhof geboren. 1988 begann er für seine Tochter Geschichten zu schreiben. Schon mit seinem ersten Roman begann seine Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Thienemann-Verlag. Seit 2002 schreibt er auch Erwachsenenbücher, lassen wir uns überraschen, was noch kommen wird. Eine informative Webseite hat Ralf Isau unter www.isau.de.


Das Museum der gestohlenen Erinnerungen.
Sonderausgabe. Ein phantastischer Roman. 
(Ab 13 J.).
Gebundene Ausgabe - 672 Seiten
Thienemann Verlag 
Erscheinungsdatum: 2003
ISBN: 3522175794
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Das Museum der gestohlenen Erinnerungen

Oliver und Jessica schauen sich ängstlich an. Schon zum dritten Mal hämmert der Polizist an ihre Wohnungstüre. Sie haben doch nichts angestellt! Schließlich öffnen die Zwillinge die Türe und stehen zwei Polizisten gegenüber, die sich nach einem Thomas Pollock erkundigen, der auch noch der Vater der Kinder sein soll! Und nicht nur das, er soll auch noch ein Dieb sein, der aus dem Pergamonmuseum in Berlin eine kostbare Statue gestohlen hat. Seitdem ist er verschwunden.

Doch wie ist es möglich, dass Oliver und Jessica sich nicht mehr an ihn erinnern? Man vergisst doch nicht einfach so seinen eigenen Vater! Als die Polizei gegangen ist, suchen sie in der Wohnung nach Hinweisen, finden Fotografien, die sie mit diesem Mann zeigen, der ihnen vollkommen fremd ist. Verwirrt und verunsichert machen sich die Geschwister an Nachforschungen und entdecken das Tagebuch ihres Vaters. Darin berichtet dieser von Quassinja, dem Reich der verlorenen Erinnerungen und von einem Gott Xexano, der in diesem Reich alle Erinnerungen sammelt, die vergessen wurden. Wissen sie deshalb nicht mehr, wer ihr Vater ist, weil er nach Quassinja gegangen ist?

Nach und nach erkennen die Zwillinge, dass Xexano nicht nur nach vergessenen Erinnerungen giert. Je mehr seine Macht zunimmt, desto mehr Erinnerungen macht er vergessen und irgendwann kann er nehmen, was auch immer er will und mit diesem gezielten Vergessen die Menschen unter seine Herrschaft zwingen. Und es bleibt nicht mehr viel Zeit, denn mittlerweile verschwinden mehr als ein abgetragener Mantel oder einzelne Statuen.
Eine spannende Suche nach dem Vater und nach Xexano beginnt, wobei Oliver und Jessica einer gefährlichen Verschwörung auf die Spur kommen.

Zwei Umstände haben mich auf Ralf Isaus Bücher aufmerksam gemacht: zum Einen, dass sie selbst in kleinen Buchhandlungen nicht fehlen und zum Zweiten, dass sie dick sind. In einer Zeit, in der Jugendlichen angeblich nicht mehr als 200 – 300 Seiten zugemutet werden dürfen, sind Romane mit über 600 Seiten außergewöhnlich … und in diesem Fall auch besonders. 
„Das Museum der gestohlenen Erinnerungen“ ist ein mutiges Buch, ein engagiertes Buch und zudem sehr spannend und informativ. 

Vom ersten Absatz an war ich in die Geschichte gezogen und bis zur letzten Seite gefesselt. Die zwei Hauptfiguren Jessica und Oliver sind sehr sympathisch, ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle gut ausgearbeitet und nachvollziehbar. Als sie sich trennen, fiebert man mit beiden gleichermaßen mit. Nur stellenweise wurden mir die Geschichtsinformationen in Olivers Quassinja-Part ein bisschen zu viel, doch dieses Gefühl war verschwindend gering im Gegensatz zum Vergnügen am Lesen.

Im Nachwort schreibt der Autor: „… Aber der Roman von Jessica und Oliver sollte mehr sein als nur ein spannendes Buch. Er sollte auch zeigen, wie wichtig die Erinnerung in ihren verschiedenen Spielarten für unser Leben ist, sollte auch ein Appell gegen Intoleranz und Gleichgültigkeit sein. Ich verabscheue kaum etwas mehr als das kritiklose Hinnehmen vorgefertigter Meinungen, nur weil die Mehrheit daran glaubt. Wenn man das meinem Buch anmerkt, stört mich das wenig.“

Meiner Meinung nach hat der Autor diesen Vorsatz sehr gut umgesetzt und das ohne erhobenen Zeigefinger. Hier wird Geschichte erfahrbar gemacht, ohne belehrend zu sein. Dieses Buch ist ein Aufruf wider das Vergessen und trotzdem vor allem ein spannendes Buch, das zu lesen Spaß macht. Diese Waagschale zwischen Botschaft und Unterhaltung zu halten, ist sicherlich schwer, doch hier ist es mit Humor und Spannung gelungen. 

Ein rundum gelungener Roman für Jugendliche und gleichermaßen für Erwachsene, der sicherlich eines meiner Lieblingsbücher wird. Fazit: absolut lesenswert! Schön, dass es solche Bücher gibt.


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