Hauptstadt von Samechta
Um Samaltin zu erreichen
muss man - gleichgültig ob man von Nord, Ost oder Süd kommt -
die Wüste durchqueren. Zu der Trockenheit und der Bescheidenheit in
den Nomadendörfern der Wüste stellt die Hauptstadt einen
krassen Gegensatz dar.
Die umliegenden Felder
(vorwiegend Reisanbau, an trockenen Stellen Mais) gedeihen überraschend
satt und grün. Beim Näherkommen erkennt man, dass ein Netz von
Kanälen sie bewässert. Das Wasser leiten die Bewohner aus dem
Fluss. Hinter der Stadt ist der mächtige Samdraigh nichts weiter als
ein dünnes Rinnsal. Selbst der Turloch, ein See unweit der Stadt,
ist beinahe ausgetrocknet und ein Schlammtümpel geworden.
König Penbios,
der zu Beginn seiner Regierungszeit, im Jahre 519 Menschenzeitrechnung,
das Bewässerungssystem anlegen ließ, sagte: "Kein Tropfen Wasser
soll das Meer erreichen, ohne nicht wenigstens ein Korn Reis gegossen zu
haben."
Nach diesem von allen
gelobten Großprojekt hat sich König Penbios dem Genuss der Früchte
seines Landes, Eroberungsfeldzügen und der Tyrannei verschrieben.
Samaltin
selbst ist von einer hohen Mauer aus rotem Sandstein umgeben und auch die
Häuser wurden aus diesem Gestein erbaut. Es gibt keinen Berg, auf
dem die Burg thronen könnte. Dennoch findet man sie leicht. Man folgt
den Gassen, bis sie in Straßen münden und den Straßen,
bis sie an einem großen Tor inmitten eines mächtigen Mauerzuges
enden.
Dieses Tor ist der einzige Zugang zum Königspalast. Schließlich
sind die vielen geheimen Tunnel dem Besucher gemeinhin nicht bekannt. Diese
Geheimgänge dienen dem Schutz der Königsfamilie. Niemals in der
Geschichte Samaltins war es nötig, den Palast aufzugeben, doch genau
für diesen Zweck wurden sie angelegt: als Fluchtmöglichkeit und
auch als geheime Wege, die bei einer Belagerung eine Versorgung und Botengänge
ermöglichten.
Das Tor zur Königsburg
stellt einen überdimensionalen Löwenkopf dar, durch dessen Maul,
unter spitzen Zähnen, man hindurchschreitet. Rechts und links davon
schirmen große Löwenpranken die Wachen vor einem seitlichen
Angriff ab. Das Tor ist meist geöffnet, die Wachen mustern Besucher
eher gleichgültig und lassen einen ungehindert eintreten. Dennoch
erkennt man, sobald man darunter steht, dass diese scharfen Zähne
nichts weiter als das untere, tödliche Ende eines Fallgitters sind.
Nachdem man das Tor
durchschritten hat, erstreckt sich vor den Augen der Besucher ein weiter
Park. Springbrunnen, Teiche, Blumenbeete und grüne Rasenflächen
lassen vergessen, dass die Sonne vom Himmel brennt und weithin alle Vegetation
verdorrt.
Capybaras (Wasserschweine) laufen
hier frei. Die Adeligen von Samaltin halten diese knapp zwei Fuß
großen Nagetiere zu ihrem Vergnügen und um ihren Wohlstand auszudrücken.
Jeder soll sehen, dass hier kein Mangel an dem wertvollen Wasser herrscht.
Allerdings vermehren sich diese großen Nager schnell, so dass der
Luxus zur Plage wurde. Seitdem landen die friedlichen Haustiere häufig
im Kochtopf armer Leute. Dies geschieht selbstredend heimlich. Die Jagd
auf Capybaras wird offiziell mit der Todesstrafe geahndet, wenngleich man
diese Wilderei selten wirklich verfolgt.
Die goldenen Kuppeln
der Schlossdächer funkeln im Sonnenlicht und der weiße Marmor
der Mauern blendet die Augen. Die Fenster werden aus hellem Sandstein gefertigt,
filigrane Säulen schirmen das Innere des Harems vor fremden Blicken
ab und lassen die Bewohnerinnen dennoch ungehindert ins Freie blicken.
Niedere Gäste,
Händler und Dienstboten gehen selbstverständlich nicht durch
den herrschaftlichen Park auf den Palast zu. Die Wachen leiten sie gleich
nach dem Tor in einen Bogengang. Kiwi- und Weinranken bewachsen diesen,
so dass ein Tunnel entsteht. Vor den Blicken der Herrschaften verborgen,
geht man die Innenseite der Mauer entlang zu einem weiteren Torbogen. So
gelangt man zu einem einfachen aber weitläufigen Innenhof. Hier herrscht
geschäftiges Treiben. Stadel, Küche und die königlichen
Ställe befinden sich hier. |