Innerhalb von Jahrhunderten
aus den Wörtern
Tir = Land, Aedha
= Feuer und Chan = Berg entstanden.
Früher war Tiredachan
ein eigenständiges Land, keinem König unterstellt und von einem
Herzog regiert.
Im Herbst des Jahres
539 (Zeitrechnung der Menschen) jedoch brach der Vulkan in den Tiredachaner
Bergen aus. Lava überströmte einen Großteil der fruchtbaren
Felder, doch noch schlimmer war die Asche, die für Monate das Sonnenlicht
verdunkelte und alles unter sich begrub. In Tiredachan fiel jegliche Ernte
dem ungewohnten Frost zum Opfer, lediglich durch Fischfang konnte die schlimmste
Hungersnot verhindert werden, doch selbst Fische gab es durch die Abkühlung
des Meeres wenige.
Geschwächt und
elend, wurde Tiredachan im darauffolgenden Sommer von Truppen aus Samechta
angegriffen und eingenommen. Die Herrscherfamilie von Samechta war auf
die fruchtbaren Felder und Wälder am Fuße der Berge aus, ebenso
auf die Bodenschätze (Gold, Silber, Eisen), die in Minen abgebaut
werden. Seitdem ist die Stadt ein untergeordnetes Herzogtum des Königreiches
Samechta. Für gewöhnlich dient sie als Wohnsitz und Lehen des
nächstältesten Bruders des samechtinischen Königs.
Die
Stadt Tiredachan hat ein Wappen der Fischer,
da die Fischreichtüme vor den Robbenklippen die Bevölkerung seit
je her vor Hunger bewahren. In der Tat befahren die Tiredachaner gerne
das Meer, jedoch ohne den Ehrgeiz, Kriege zu führen und zu einer Seemacht
zu werden.
Die Fürsten von
Tiredachan führen als Wappen ein braunrotes
Schild, auf das ein Drache und ein Vulkan gezeichnet werden. Rauch zieht
sich in Spiralen um die Symbole.
Eremon von Tiredachan
erzählt: "Es sind die
Wahrzeichen meiner Heimat. Der Drache lebt in einer tiefen Höhle unter
dem Vulkan, der das Gebirge vor Tiredachan beherrscht. Tiredachan bedeutet
in der Übersetzung Land des Feuerberges. Immer wieder spuckt der Berg
Asche und Rauch aus und manchmal soll man das Brüllen des Drachen
in den Schluchten hallen hören, so erzählt man es sich zumindest.
...
Die
Herren von Samechta haben Tiredachan erobert und das alte Volk verjagt
oder zu Sklaven gemacht. Sie blicken geringschätzig auf die braune
Haut und die lockigen Haare. Mein Vater nahm sich nach dem Tod seiner Frau
eine der Eroberten zur Geliebten und er wollte niemals ein Kind von ihr.
Jahrelang ging es gut, doch plötzlich, wider Erwarten, wurde meine
Mutter doch schwanger. Erst da heiratete mein Vater sie, damit ich ein
eheliches Kind würde. Das war so ziemlich die einzige gute Tat von
ihm.
Als
er mich nach meiner Geburt das erste Mal sah, muss er gerufen haben: 'Aber
der sieht ja aus wie ein Wilder - wie ein schwarzer Bär!' Meine Mutter
fühlte sich sehr verletzt, ich war ihr einziges Kind. So nannte sie
mich 'Starker Bär', weil ein starker Bär auch einen hellen Löwen
zu besiegen vermag. Die Fürsten von Samechta beten den Löwen
als König der Tiere an und mein Name ist ein Ausdruck für den
Wunsch des alten Volkes nach Freiheit.“
Wirtschaft: Das
Klima in Tiredachan ist mild. Der Fluss Dacha versorgt die Stadt mit Trinkwasser
und auf den fruchtbaren Lösböden gedeihen Gemüse und Getreide
im Überfluss. Vor den Robbenklippen gibt es reichhaltige Fischgründe.
Am Fuß der nahen Berge wächst ein dichter, ursprünglicher
Wald. In den Bergen selbst wird Granit gewonnen, in Bergwerken baut man
Gold, Silber und Eisen ab.
Obwohl ein Großteil
der Ernte und der Bodenschätze an den König als obersten Lehnsherren
abgeführt werden müssen, bleibt Tiredachan ein wohlhabendes Herzogtum.
Alles ist ausreichend und ausgeglichen.
Das Einzige, das nach
Meinung der Bevölkerung zu viel vorhanden ist, sind die Adeligen und
die selbsternannten Pioniere und Missionare aus Samaltin. Die Eroberer beuten das Land rücksichtslos
aus. Die Wälder werden abgeholzt und auf großen Schiffen nach
Samaltin geschafft.
Da aller Grund und damit auch die Wälder und Felder im Besitz des
Herzogs sind, wird für die einfache Bevölkerung Tiredachans Holz
mehr und mehr unbezahlbar. Häuser und Hütten werden mittlerweile
aus Granitgestein aus den Bergen erbaut und die früher üblichen
hölzernen Dachschindeln durch Strohdächer ersetzt.
Religion: In
Tiredachan gibt es zwei Religionen. Zum einen die importierte Glaubenslehre
aus Samechta (die hier nicht nochmal erklärt wird), zum anderen den
alten Glauben des Volkes, der trotz mehrerer Versuche der fremden Herrscher
nicht verdrängt werden konnte.
Eremon von Tiredachan
erklärte mir: "Obwohl ich in Tiredachan geboren wurde,
fällt es mir schwer, alle Gottheiten zu unterscheiden. Es gibt unüberschaubar
viele Götter, beinahe jedes Haus scheint einen eigenen Schutzgott
zu haben. Für diese werden in den Gärten Haselnusssträucher
gepflanzt, um ihnen eine Unterkunft zu bieten.
Über
diesen kleinen, lokalen Gottheiten steht die Götterfamilie der Deren.
Die Deren sind keine strengen Götter, sondern mächtige Wesen
mit Schwächen und Launen. Sie trinken und essen gerne, lieben das
Glücksspiel und schließen Wetten ab. Meine Mutter sagte immer,
dass die Eroberung Tiredachans durch die Samechti das Ergebnis solch einer
Wette gewesen ist.
Usibzop
Deren, ein griesgrämiger Wassergott, forderte seinen Bruder Ukute
heraus und behauptete, mit seinem Wasser könne er jedes Feuer löschen.
Ukute braust sehr schnell auf. Er wettete seinen legendären Feuerpfeil
dagegen und sorgte für den schrecklichen Vulkanausbruch im Jahre 539.
In der Tat vermochte nicht einmal Usibzop dieses Feuer zu löschen.
Welche Auswirkung dieser Streit auf Tiredachan hatte, weiß man ja.
Alle
Götter mischen sich häufig unter die Menschen und gewähren
diesen hin und wieder einen Blick in ihre Götter-Welt. An Brunnen,
Quellen und an heiligen Orten in den Bergen kann man ihnen begegnen und
von ihnen Rat erbitten. Alles in der Welt hat eine Seele. Tötet man
die Natur, so sterben die Götter mit. Für jeden Baum, der geschlagen,
jedes Wild, das getötet wird, bringt man ein Dankesopfer, pflanzt
eine Blume oder sagt einem Menschen ein freundliches Wort. So wird der
Ausgleich zwischen Gewalt und Liebe, Tod und Leben erhalten.
Da
mein Vater, der derzeitige Herzog von Tiredachan, ebenso wie all die anderen
Samechti vor ihm dieses Prinzip nicht erkennt, verschiebt sich das Gleichgewicht
mehr und mehr. Die einheimische Bevölkerung vermag nicht, die Masse an Zerstörung
der Natur auszugleichen, vor allem auch deshalb, weil dies als ketzerisch gilt und
nicht unterstützt, sondern verfolgt wird.
Ach ja, ich sollte nicht vergessen zu erwähnen, dass
es in Tiredachan viele religiöse Schulen gibt. Die Lehrer auf der
Burg sind ohnehin allesamt Mönche, allein schon, um den alten Glauben
zu verdrängen. In der Stadt aber und in den Bergen gibt es verborgene
Klausen, in denen begabte Kinder und auch Erwachsene im Sinne des alten Glaubens
unterrichtet werden, um später Verbindung
zu den Göttern aufnehmen zu können." |